Freitag .... früh aufstehen - gääääääääääähn. Kleines Frühstück, Taschen greifen und ab zur U-Bahn. Dann fällt mir ein: wär vielleicht nicht schlecht, noch ein paar Pfunde zu kaufen. Bei der Bank: haben wir grade nicht vorrätig, müssen wir bestellen. Hilft nix, in einer Stunde geht mein Zug. Naja, also wieder runter zur U-Bahn, auf zum Bahnhof, um 10:02 muss ich im Zug sitzen. Dort angekommen fällt der erste Blick auf die Abfahrtstafel, um 10:02 geht der Thalys - aber den hab ich doch gar nicht gebucht!?! Der Blick auf die Reservierung bestätigt: Ich bin erst um Viertel nach elf dran. Hätt ich also doch noch zu ner anderen Bank gehen können. Grmpf. Naja, hier steht ein Fernseher rum, mal schauen ob ich einen Blick aufs Spiel werfen kann. Keine Chance. Der Fernseher ist zwar riesig, aber es ist kein Kofferkuli mehr zu finden, also bleibt mir nur der Ton. Nach dem Spiel seh ich dann doch noch die Tore, der grausame Torwartfehler beim Ausgleich für Brasilien. Au weia, ich fahr in ein deprimiertes Land. Naja, hilft nix. Dann der D-Zug nach Brüssel. Man kommt über die belgische Grenze und hört sämtliche Durchsagen nur noch auf Französisch. Das seltsamste daran: je weiter man in Richtung Frankreich fährt, desto mehr macht das Französisch dem Flämischen Platz. Dafür gibt´s dann im Eurostar alles in drei Sprachen. 14:09 Ankunft in Bruxelles Centraal. "Centraal gleich Midi" denke ich mir und steige aus. Hoch die Treppen; denn Brüssel Centraal sieht aus wie eine UBahn-Station (und ist auch eine: D-Züge, Thalys und U-Bahnen halten auf dem selben Gleis!) und nach dem Eurostar-Terminal gesucht - vergeblich. Ein Besuch am Infoschalter bringt mir die Auskunft "That´s at Brussels Midi", die Nachfrage ob Centraal nicht gleich Midi sei, macht mich dann schlauer: Der eigentliche Hauptbahnhof von Brüssel ist Brüssel Süd (bzw. Zuid). Ich bin auch nah am Suizid, in fünfzehn Minuten muss ich einchecken. Also im Eiltempo wieder runter auf den Bahnsteig und in die nächste UBahn gehüpft. Nach drei Minuten Fahrtzeit bin ich am Etappenziel und die Rennerei geht weiter. Der Weg zum Eurostar-Terminal ist prima ausgeschildert, aber gut zehn Minuten Fußweg sollte man zusätzlich zu eventuellen Verspätungen einplanen. Na endlich. Jetzt erwarten mich drei Stunden Rauchverbot, aber zum Glück lügt mein Ticket: Ich muss nicht 20 sondern erst 15 Minuten vor Abfahrt einchecken. Also schnell noch eine gerollt und den Nikotinspiegel ein wenig gestützt, dann ab in den Zug. Aber vors Einsteigen haben die Götter (bzw. die Bürokraten) noch diverse Kontrollen gesetzt. Für Deutsche gilt übrigens: Nicht geradeaus zum automatischen Checkin, sondern links an den Schalter - die DB-Fahrscheine werden vom Automaten kommentarlos wieder ausgespuckt, am Schalter bekommt ihr einen Stempel und dürft durch die Tür. Ab dem Punkt gibt es keine Zigarette mehr bis zur Ankunft in London! Also ab durch die Tür, in die erste Warteschlange: Gepäckdurchleuchtung. Schlange No.2: Passkontrolle. Der Perso reicht zum Glück, einen Reisepass habe ich nämlich nicht. Es folgt ein langer Weg zum Bahnsteig, und dann sitze ich endlich im Zug. Die Schmacht die sich langsam aufbaut versuche ich standhaft zu ignorieren. 90 Minuten nach Abfahrt kommt dann das erste geplante kleine Abenteuer: die Fahrt durch den Tunnel. Absolut enttäuschend. Man sieht nur kurz die Einfahrt zum Tunnel, dann ist es zwanzig Minuten lang stockdunkel, bevor es bei Dover wieder an die Erdoberfläche geht. Nur gut dass ich keine Zeit hatte, mir noch eine Wegwerfkamera zu kaufen. Mit 40 Minuten Verspätung kommt der Zug in London an. Cool denke ich, endlich wieder eine rauchen. Aber erstmal aus dem Bahnhof raus, da herrscht nämlich auch Rauchverbot. Keine Spur von schlechter Laune wegen des Spiels, die Engländer scheinen mit dem Erreichen des Viertelfinales zufrieden zu sein. Puha. :) Wer jetzt noch kein englisches Geld hat, sollte erstmal im Bahnhof die Rolltreppe hoch (absolute Oberklasse: Die Rolltreppen kann man mit den Kofferkulis befahren!) und an der linken Seite entlang - dem McDonalds-Schild folgend - Richtung U-Bahn latschen. Die Rolltreppe runter, geradeaus raus aus dem Bahnhof; schräg rechts über die Straße gibt´s eine Barclay´s Bank; an den zwei Geldautomaten gibt es für Kunden der Cash-Group (Postbank, Deutsche, Dresdner und Commerz-Bank) Pfunde ohne Gebühren! Das einzige Problem ist jetzt noch, an Münzgeld zu kommen, damit ich mir ein U-Bahn-Ticket ziehen kann. Umwechseln macht da keiner, da hilft nur sich irgend ne Kleinigkeit zu kaufen. Wer kein Londoner Schmierblatt lesen will, stellt sich kurz bei McDonald´s an, der Cheeseburger kostet 79 Pence. Burger King oben in der Bahnhofshalle verlangt fast das Doppelte. Ok ... das wäre geschafft, ab zum Automaten und ein Ticket gezogen (1,60 für Zone 1) und runter. In den Gängen werd ich auch wieder daran erinnert, warum die Londoner U-Bahn Tube genannt wird. Die Gänge sind eng und rund. Ach ja: "Subway" ist amerikanisch für U-Bahn, in England ist das ein Unterführung - ein "Unterweg" eben. In der Herberge "The Generator" angekommen, erstmal leichtes Aufatmen: es sind noch Betten frei. Telefonisch buchen konnte ich mangels einer Kreditkarte leider nicht. Aber statt der 15 Pfund die ich erwartet hatte, zahle ich 17 Pfund für die Nacht; denn ich bekomme nur ein Bett in einem Vierbettzimmer. Im 8-Bettzimmer wären´s 15 Pfund gewesen. Egal. Für zwei Nächte bezahlt; ich hab zwar noch keine Ahnung was ich am Samstag machen will, aber irgend was wird sich schon ergeben. Noch vier Pfund fürs Vorhängeschloss draufgelegt, das wird für die Schließfächer auf den Zimmern benötigt. Wer sich denkt, dass es in der Stadt schwül ist, sollte erstmal abwarten, bis er in der Tube ist; da schwitzt man sich dann wirklich tot! Also erstmal Duschzeug und frische Klamotten gegriffen, das Gepäck ins Schließfach und ab zur Dusche. Temperaturregler gibt es nicht, also lass ich mich kurz kochen, bevor ich nochmal ins Zimmer zurückkehre. Den Innenstadtplan geschnappt - an der UBahn-Station für 2 Pfund gekauft, dazu die aus dem Web abgedruckte Wegbeschreibung und aufi. Zwanzig Minuten später habe ich nicht nur in einem kurzen Sommerregen nochmal lauwarm geduscht, sondern bin endlich auch am eigentlichen Ziel meiner Reise: dem Gossips Nihtclub. Da ich per eMail wenigstens die Party selbst im Voraus buchen konnte, kann ich mir das Anstellen sparen, trotte die Treppe runter und stecke mir das selbstentworfene Namensschild an. Schade, viel zu dunkel hier um´s zu entziffern. Naja, es sind ja andere Nametags vorgedruckt, und die erste Person die ich treffe, wird erstmal ausgefragt wo die zu finden sind. Die Antwort: "I´m sorry, I am not very good in english." "So, what language would be better?" "German." alles klar, ich frag sie also nochmal auf deutsch, aber sie kann auch so nicht weiterhelfen. Na egal, wir quatschen so vor uns hin und kurz darauf stößt ihr Freund zu uns. Sein Namensschild weist ihn als Markus "LMan" Klein aus und ich denke mir "Klasse!!" LMan wohnt nicht nur gleich um Eck in Montabaur, er ist auch noch der Komponist zwei meiner liebsten SID-Remixes, und ist auch sofort einverstanden dass ich eines der beiden für eine Kobudo-Show verwende. Nach dem Versprechen, ihm ein Video von der Show zu schicken, schaue ich mir den Laden nochmal genauer an, treffe noch ein paar bekannt Namen und letztendlich finde ich auch noch die Namensschilder. Da kam meine eMail wohl doch zu spät, für mich ist keins dabei. Aber die Schilder die da noch kleben, lesen sich wie ein Who-Is-Who der 64er-Szene. Chris Abbot, Chris Grigg, Martin Lawrence, Anthony Crowther um nur ein paar zu nennen. Das Pint (etwa ein halber Liter) Bier oder Cola & Co kostet im Gossips drei Pfund, das ist für London gehobene Mittelklasse, aber immer noch günstiger als in Diskos in den Kölner Diskos - hier zahlt man seit 1.1. für 0.2 Kölsch zwei Euro. Leitungswasser mit Eiswürfeln gibt es kostenlos, Mineralwasser gar nicht. Und die Toiletten sind direkt gegenüber dem Eingang, einmal quer durch den Club. Auch hier kostet das Leitungswasser nichts. ;) Um halb neun der erste Höhepunkt des Abends: Der Auftritt von "Press Play on Tape". Da waren einige Leute nicht nur verrückt genug, die Noten von unzähligen Spiele-Soundtracks aufzuschreiben; nein sie spielen die auch noch nach! Die Hälfte des Repertoirs stammt von Rob Hubbard, den Anfang macht "Beyond the Ice Palace", aber auch andere Stücke wie "Ghosts `n Goblins" oder "Master of Lamps" sind dabei. Kurz nach zehn bin ich halb taub, dreiviertel in Trance und restlos begeistert. Bei vier Stücken hatten sie Gastmusiker dabei, eine Violinistin und einen Flötisten der Jethro Tull glatt Konkurrenz machen kann. Später habe ich noch ein Gespräch mit dem total dehydrierten Keyboarder, der sich darüber beschwert dass der Wind von der Klimaanlage nur seine Nachbarn erreicht hat. Aber mit einer kostenlosen Schallplatte als Fächer und nach einem Pint Cider ist er wieder bei guter Laune. Nächstes Mal hole ich mir ein Autogramm für die PPoT-CD. Am Tresen treffe ich den Dänen Thorfinn, der seit einigen Jahren in London lebt; er erzählt mir unter anderem von einer Computerspiel-Ausstellung im Barbican und wir verabreden uns für den folgenden Tag. Dann läuft uns noch Jan alias Mr. KWED über den Weg, der Mensch der die zentrale Datenbank für SID-Remixes betreibt, er ist vermutlich der einzige Anwesende, der nie im Leben einen C64 besessen hat! Später trudelt noch der Mensch ein, der die Ninja Turtles geschrieben hat. Ich frag ihn, ob er darauf stolz ist (der Film wart ja wohl mehr als schlecht?!) aber nein, das war nur ein Wochenend-Job. Stolz ist er auf Speedball II. Yessa, das ist ein Klasse-Spiel. Und so geht der Abend weiter, man unterhält sich über die alten Spiele, was für lockere Verträge das mit den Softwareschmieden damals waren, was heute noch in der Szene abgeht, oder über Gott und die Welt ... dann stehen da noch ein paar Fernseher rum, auf denen eine Video-CD in Endlosschleife läuft. Unter anderem hat jemand den guten alten Wizball (bestes Spiel aller Zeiten!) samt Catelite wieder zum Leben erweckt; und der Clip ist allererste Sahne. Ich erzähl da jetzt nichts weiter drüber. Denn der Autor des Clips läuft mir auch über den Weg und meint wenn genügend Anfragen kämen, würde er das Teil zum Download ins Netz stellen. Ich hoffe :) Auf der Bühne kommen noch ein paar Acts, jemand traut sich gar nur mit einem 64er bewaffnet auf die Bühne und benutzt den als Orgel - und gar nicht mal schlecht, die Tanzfläche ist gut besucht. Später dann noch ein kurzer zweiter Auftritt von PPoT, und prompt ist die Tanze wieder gerappelt voll - aber eher zum Zuhören und Applaudieren als zum Tanzen. "Perhaps a doobie" war zwar auch angesagt, aber entweder ist er nicht gekommen oder ich habe ihn verpasst. Perhaps ist auch bei remix.kwed.org vertreten, ist unter anderem der Macher von "Commando à Capella"; er hatte auf der BITlive-Website zum Vokalisten-Wettstreit aufgerufen. Im Laufe des Abends plündere ich noch die Merchandise-Tische; die BITlive3-CD (deLuxe-Edition) und ein T-Shirt gehen in meinen Besitz über und ich treffe mich mit Markus (LMan), Mr Kwed, InstantRemedy (noch ein Remixer) und einigen anderen an einem Tisch zum Chillout, und um den Samstag im Barbican Centre ein wenig vorzuplanen. Um halb drei macht sich dann mein Schlafmangel bemerkbar, und ich komme dem allgemeinen Rausschmiss zuvor. Am Piccadilly Circus fällt mir auf, dass ich in die falsche Richtung marschiert bin, aber der Anblick dieses geordneten Verkehrs-Chaos war den Umweg doch glatt wert. Obwohl ich den Kölner Berufsverkehr gewohnt bin, denke ich doch einige Male dass es krachen wird ... falsch gedacht; umsonst die Luft angehalten. Wieder zurück am Gossips angekommen treffe ich auf die letzten Gäste und ein paar Norweger wieder. Wir quatschen noch ein wenig auf dem gemeinsamen Teil des Heimwegs, dann muss ich rechts Richtung Camden abbiegen. ------- Am nächsten Morgen werde ich im Zimmer überfallen, da will jemand mein Bett besetzen. Ein gemeinsamer Besuch an der Rezeption klärt die Sache - das Bett ist doppelt gebucht, und da ich zu kurzfristig dabei war, muss ich mir eine andere Bleibe suchen. Das Mädel am Tresen gibt mir die 17 Pfund für die zweite Nacht wieder und beschreibt mir den Weg zu einer anderen Herberge gleich um Eck, keine zehn Minuten zu Fuß. Da ist zum Glück auch noch ein Bett frei, und hier zahle ich nur 15 Pfund für ein Bett im 16er-Schlafsaal. Ok, nach dem Elfmeterschießen der Koreaner (Jubel!!!) wandert die Reisetasche also aus dem Luggage Room des Generator in den der anderen Herberge und ich mache mich auf den Weg, die Gegend ein wenig zu erkunden. Den ganzen Touristen-Kram hab ich schon vor zehn Jahren abgehakt, jetzt schau ich mich einfach mal so um. Um halb eins Einkehr in eine Imbissbude, endlich mal wieder ein englisches Frühstück genießen; denn in den Herbergen gibt´s nur Toast mit Butter und Marmelade, den man mit Tee oder Pulverkaffee (bäh!) runterspülen kann. Kurz Thorfinn anrufen; dabei verabschiedet sich der Akku meines Handys. Also schau ich mir gemütlich die zweite Halbzeit des letzten Viertelfinalspiels an, vor der Verlängerung trete ich den Rückweg in die Herberge an; dort findet sich tatsächlich jemand mit einem passenden Ladegerät und rettet mir den Tag. Thorfinn antwortet ziemlich schläfrig, er hätte noch nicht gefrühstückt und will mich nach dem Frühstück zurückrufen. Ich höre den Applaus aus der Küche, als die Türkei ihr Golden Goal schießt und entscheide mich dazu, noch ein paar Nebenstraßen in Camden kennenzulernen. Von den Bildern die ich dabei entdeckt habe, konnte ich leider keine Fotos schießen, und auf den Postkarten sind nur die ganzen Touristenattraktionen in der Innenstadt zu sehen. Also wähle ich die Karte, die am wenigsten mit dem Touristenkram aber wenigstens was mit London zu tun hat, und während ich mit ein paar Koreanern den Einzug ins Halbfinale feiere, ruft dann auch Thorfinn zurück. Ich raffe mich auf, und gegen vier treffe ich am Barbican Centre ein. An der Treppe zur Lakeside Terrace bleibe ich zum wiederholten Male staunend stehen. Der Barbican ist eine Sehenswürdigkeit für sich, und - soweit ich weiß - auf keiner Postkarte zu finden. Stellt euch einen Wohnpark ungefähr von der Größe des Frankfurter Flughafens vor - inklusive aller Anbauten und der Rollfelder! Ich könnte mir ohne weiteres vorstellen, dass von den sieben Millionen Einwohnern Londons alleine eine halbe Million im Barbican wohnt. Außer den Wohngebäuden gibts dann noch ein paar Ausstellungs- und Messehallen, ein Einkaufszentrum und eine Markthalle. Und eine gelbe Linie führt direkt von der UBahn-Station zum Centre. Vor dem Haupteingang des Centres befindet sich die Lakeside Terrace, direkt vor einem Teich von der Größe zweier Fußballfelder, gegenüber die London School of Girls. Im dritten und vierten Stock des Centers die Ausstellung "GameOn", die noch bis zum 2. September da Station macht und dann weiterzieht. Sobald ich rausfinde wohin, geb ich hier Bescheid! Ich werde wieder elf Pfund ärmer, dann geht´s rechts ab und ich stehe vor dem zweitältesten Computerspiel der Welt - der Vorläufer zu Galaxians, programmiert im Jahre 1962 und mit einem Oszilloskop als Monitor! Ich dreh mich um und sehe die ersten Spieleautomaten - Mitte der 70er gebaut - die aussehen, wie ET in Stahl gegossen und im Disco-Look verchromt mit Metallic-Farbe und Glitter. Absolut spacig. Im nächsten Raum dann die zehn beliebtesten Home-Computer der 80er Jahre - Atari 1200, der ZX81, einige Commodore-Maschinen, ein Schneider CPC ... Auf dem C64 kann man IK+ spielen, auf den anderen Rechnern laufen andere Spieleklassiker. Im nächsten Raum wieder einige Automaten wie Galaxians, Space Invader etc. An einem Automaten versuche ich mein Glück und schaffe tatsächlich über 6000 Punkte. Mein Stolz verfliegt als ich die Highscores sehe ... da geht´s bei 28000 auf Platz 15 los und der Tages-Topscore liegt bei 106000. Um sechs schließt die Ausstellung und bis dahin knack ich den Highscore eh nicht, also weiter geschlendert. Der vierte Raum ist den ersten Konsolen gewidmet; hier treffe ich auf Thorfinn und Jan, die sich 45 Minuten an einem Automaten amüsiert haben und keinen Meter weiter gekommen sind. Ein paar Räume gibts noch mit - ebenfalls spielbaren - Spieleklassikern wie Pang, Bubble Bobble, PacMan, aber auch neuere wie Grand Theft Auto, dann gibts einen Raum der sich mit Computerspielen und Kunst befasst. Die Erfinder von Lara Croft haben doch tatsächlich einen Kunstpreis dafür bekommen?! Und dann die Treppe hoch. Hier werden hauptsächlich die Scheckkartenspiele und Minikonsolen behandelt (die verschiedenen GameBoys sind auch dabei), ein Raum ist mit Kopfhörern behängt, in denen man die Musik einiger Spiele hören kann - da sind wir ganz schnell durch, denn die Musik können wir eh jeden Tag hören - und ein Wow löst das andere ab. Lebensgroße Mario-Figuren, ein Riesenraum mit Japanischen Zeichentrickspielen, und und und. Auf die letzten Räume müssen wir verzichten, denn es ist sechs Uhr ... Der Rest des Abends hat mit Computern nichts mehr zu tun, aber wer auf Blues-Musik steht, der kommt nächstes Jahr mit und ich zeige ihm den besten Blues-Club der Welt (oder zumindest in London)! Auf dem Weg dahin habe ich dann noch meine erste Fahrt in einem Londoner Linienbus gemacht; ein ziemlich angetrunkenes Mädel ist zu früh ausgestiegen und hat sich dabei ordentlich auf die Schnauze gelegt; sie konnte aber aufstehen und mit hochrotem Kopf von dannen humpeln. Trotzdem ist es schon ganz praktisch, dass die Dinger keine Türen haben. Wenn der Bus im Verkehr oder an einer roten Ampel steht, kann man ganz einfach auf- oder absteigen. Leider verschwinden diese Busse mehr und mehr aus dem Verkehr, und die neuen haben alle Türen. Die blödsinnigste Idee ist aber, dass demnächst Gelenkbusse in London eingeführt werden sollen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie die durch diesen Verkehr kommen sollen. Letztendlich bin ich immer noch am Grübeln, ob ich den besseren Abend am Freitag oder am Samstag verbracht habe; es war beides großartig. Um halb drei war dann Feierabend in dem Laden, und anschließend hab ich mich noch wie auf einem Basar gefühlt, als Thorfinn mit dem - Lizenzlosen - Taxifahrer um den Preis für die Heimfahrt feilschte. In London gibt es nämlich zwei Sorten von Taxis: Die einen haben ein Taxameter und eine Lizenzplakette am Heck; und es gibt kaum einen günstigeren Weg, um von Tür zu Tür chauffiert zu werden - mit Ausnahme der Fahrrad-Rikschas vielleicht, die man nach Feierabend der U-Bahn kurz nach Mitternacht auch überall findet. Nachts findet man kaum ein Taxi mit Lizenz; statt dessen stehen Privatleute mit ihren Wagen vor den Clubs und bieten den Gästen an, sie zu einem bestimmten Preis an ihr Ziel zu bringen. Wer die Entfernungen und die üblichen Preise der lizensierten "Black Cabs" nicht kennt, wird dabei leicht über den Tisch gezogen. Im Groben kann man fünf Minuten Fussweg mit zwei Pfund Sterling aufrechnen, dazu noch fünf bis sieben Pfund (alias "Quinn") Pauschale. Und wenn der unlizensierte Fahrer zuviel für den persönlichen Geschmack verlangt, feilscht entweder, sucht euch einen Fahrer der weniger verlangt, eine Rikscha, oder einen Bus der ungefähr in die richtige Richtung fährt. Die Busfahrpläne braucht ihr übrigens nicht genauer anzuschauen, denn selbst um halb vier Morgens ist auf Londons Straßen noch die Hölle los; es ist zwar vergleichsweise leer, sieht aber immer noch ungefähr so aus wie in Köln oder Berlin zur Rush Hour. ------- Am Sonntag war nicht mehr viel los, ich hab noch einmal einen Bus nach Soho genommen, um mich da ein wenig umzuschauen. Und mich mal wieder dafür verflucht, dass ich keine Kamera dabei hatte. Dann zurück zum King´s Cross, die Tasche in der Herberge aufgelesen und per U-Bahn zurück zum Bahnhof Waterloo. Noch schnell eine geraucht, um 1400 eingecheckt zur Raucherfolter. Naja, wenigstens konnte ich in Brüssel nicht am falschen Bahnhof aussteigen; und um halb elf war ich dann wieder zurück in Köln, glücklich darüber dass das ungeplante Wochenende so toll verlaufen ist, und ein wenig traurig dass es vorbei war. Und mit einer Menge Ideen, was nächstes Jahr anders läuft. Da wird zum Beispiel eine Woche im Voraus ein Flug bei Ryan Air gebucht - das spart 100 Euro, und statt sieben Stunden Zugfahrt hüpft man in einer Stunde nach Heathrow rüber. Dann wünsch ich mir zum nächsten Geburtstag eine Digitalkamera mit ordentlich Speichermodulen zum Austauschen, vom übernächsten London-Besuch schicke ich dann meine eigenen Postkarten. Der anderen Herberge reicht es übrigens aus, wenn man ein paar Tage vor dem Besuch anruft und Bescheid sagt, um welche Uhrzeit man eincheckt; dann gilt das Zimmer auch ohne Kreditkarte als gebucht. Spart nicht nur ungeheuer Nerven, sondern auch ein paar Minuten Fußweg zur Tube-Station. Namen, Adresse und Telefonnummer des Ladens verrate ich, sobald ich mein Bett für nächstes Jahr gebucht habe. ;) Dass am Sonntag morgen die Polizei da war, weil sich jemand die Tasche hat klauen lassen, war (für mich) nur halb so wild - meine Tasche war zum Glück sicher im Luggage Room weggeschlossen. Die Nachteile der zweiten Herberge gegenüber dem Generator: Es gibt keine Schließfächer, und der Luggage Room ist vergleichsweise mickrig. Außerdem ist die Rezeption im Gegensatz zum Generator nicht rund um die Uhr sondern nur 0700 bis 2300 besetzt, ausserhalb dieser Zeiten kommt man nicht in den Luggage Room. Dafür herrscht kann die Küche jederzeit zur Selbstverpflegung genutzt werden, und die Kühlschränke dürfen auch benutzt werden - wenn man noch Platz darin findet.